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Österreich, Belgien, USA würdigen Stille Helden vom Salzkammergut in Altaussee

„Rückkehr des Genter Altars“

Um es gleich vorweg klarzustellen – nur ein Modell davon. Am vergangenen Wochenende wurden in Altaussee im JUFA-Hotel und den Salzwelten in Anwesenheit von hochrangigen Vertretern Belgiens, der USA, der Republik Österreich und des Landes Steiermark die Taten einer mutigen Gruppe von Bergmännern und Zivilisten offiziell feierlich gewürdigt und dieser gedacht. Die Post präsentiert aus diesem Anlass – „Österreich würdigt Stille Helden vom Salzkammergut“ – am 12. Oktober 2016 in Wien die Sonderbriefmarke dazu.

Eine mutige Gruppe von Bergmännern und Zivilisten rettete in den letzten Kriegstagen (Ende April/Anfang Mai 1945) tausende unwiederbringliche Kunstwerke und auch den weltberühmten Genter Altar vor der Vernichtung, der in Altaussee im Salzbergwerk von den Nazis versteckt wurde. Der Zufall will es, dass in wenigen Tagen, am 12. Oktober 2016, in Gent – wo der Altar nach dem Kriege wieder hinkam – eine „Kunst-Sensation“ präsentiert wird. Bei den Restaurierungsarbeiten der Außentafeln des einmaligen Genter Altars der Gebrüder Van Eyck entdeckte man großflächige Übermalungen. Diese wurden entfernt und darunter kam dann der jahrhundertelang verborgen gewesene wirkliche Van Eyck zum Vorschein.

Zum Festakt nach Altaussee gekommen waren der Botschafter Belgiens Willem Van de Voorde und der Kanzler der Diözese Gent Ludo Collin. Letzterer bedankte sich im Namen der Belgischen Kirche und der Botschafter im Namen Belgiens. Beide verwiesen darauf, dass die Dramatik und die Umstände der Rettung vom Lam Gods (Genter Altar), aber auch der Brügger Madonna, zu Ende des Zweiten Weltkrieges in Belgien selbst ihnen nicht wirklich bekannt gewesen waren.

Steven Hubler, US-Botschaftsrat für wirtschaftliche und politische Angelegenheiten war in Vertretung von Botschafterin Alexa Wesner anwesend. Er verwies auf die unglaublichen Verdienste der Monuments Men und deren Einsatz zur Rettung europäischen Kulturguts. Was diese geleistet hätten, sei erst in den letzten Jahren wieder von der Öffentlichkeit – auch durch den Film „Monuments Men“ von George Clooney – bewusst geworden.

Landesrat Dr. Christian Buchmann, zuständig für Kultur, Wirtschaft und Tourismus, hob aus seiner Sicht die Bedeutung der geschichtlichen Ereignisse für die Steiermark hervor und würdigte die Zivilcourage und den Mut dieser Gruppe von Bergmännern und Zivilisten. Der Künstler Oskar Stocker hat ein Kunstwerk aus Marmor mit dem vieldeutigen Ausspruch „Wo die Kunst zum Schatz wird, hat sie verloren“ gestaltet. Stocker will das als „Mahnung und Auftrag für künftige Generationen“ verstanden wissen. Landesrat Dr. Christian Buchmann übergab das Kunstwerk an den Aufsichtsratsvorsitzenden der Österreichischen Salinen AG Dr. Hannes Androsch. Eine weitere Marmortafel, die ebenfalls an den Tag der Würdigung erinnern soll, wird der Bürgermeister von Altaussee Gerald Loitzl in den nächsten Wochen übernehmen können.
Zu Beginn der Veranstaltung, durch die Gernot Rath (ORF) souverän führte, gab es die Eröffnung der extra für Altaussee und diesen Tag geschaffenen Ausstellung von Oskar Stocker durch US-Boschaftsrat Steven Hubler und Maria Theresia von Waldow, Tochter eines Monumenst Men. Oskar Stocker porträtierte die „Guten und Bösen“, die bei der Rettung der Nazi-Raub-Kunstschätze in Altaussee eine Rolle gespielt haben. Der bekannte Schauspieler, Autor, Denker und Beobachter des Zeitgeschehens August Schmölzer sprach in der für ihn typisch direkten, aber nie verletzenden Wortwahl („Ein Mensch ist ein Mensch – egal, wo er herkommt.“) über die Ursachen von politischen Katastrophen, einst und jetzt. Er gab damit Anstoß zu Diskussionen.

Yasmin Hafedh, wohl eine der bekanntesten Slampoetinnen Österreichs, berührte mit ihrer Spontanität und dem Wortwitz in ihrer Dichtkunst bei ihrem Auftritt auf der Bühne des Salzsees in den Salzwelten die geladenen Gäste. Die Slampoetin hatte eigens einen Beitrag für Altaussee geschrieben. Es war eine Weltpremiere – erstmals gab es Slampoetry in einem Bergewerk.

Symbolisch kehrte der Genter Altar nach Altaussee zurück: Kanzler Ludo Collin, der die bewegte Geschichte des Lam Gods den Zuhörern näherbrachte, übergab dem Land Steiermark ein Modell im Maßstab 1:5. Landesrat Dr. Christian Buchmann reichte das Geschenk weiter an Dr. Hannes Androsch für die Salzwelten. Dieser sicherte zu, dafür einen würdigen Platz zu finden.

Für eine einmalige Klangstimmung sorgten die Astberger Alphornbläser aus Werfenweng mit ihrem Auftritt.

Im Vorfeld der Festveranstaltung gab es einen zweitägigen Workshop in Gedenken an Katharina Hammer zum Thema „Fakten und Mythen zur Rettung der Kunstschätze“. Historiker und Provenienzforscher analysierten und diskutierten über neueste Erkenntnisse und den heutigen Stand des Wissens über die damaligen Geschehnisse.

Fotos: Steiermarkmagazin Klipp/Heimo Ruschitz